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Deutschland - kinderfeindliches Land oder Kinder-Hasser-Land?

Posted on June 1 2015

In diesen Tagen dürfen viele Kinder nicht in ihre Kindertagesstätte. Die Erzieherinnen streiken. Und das zurecht! Ziel der Anfeindungen können also nicht die Erzieherinnen sein, sondern die Rathäuser. In ihnen wird über die Gehälter entschieden. Darum wäre wohl der wirksamste Streikweg nicht der auf der Straße, sondern der in die Rathäuser. Wenn täglich 50 bis 200 Kinder quakend und schreiend im Bürgermeisterzimmer oder Vorzimmer randalieren würden, könnte Bewegung in die Verhandlungen kommen. Das bisschen Palaver auf den Straßen geht der kommunalen Verwaltung am Auspuff vorbei. Aber sie dokumentiert damit ihre Einstellung zu Kindern: Sie mag keine Kinder.

Immer mehr Spielplätze werden geschlossen oder in Randgebiete verschoben. Anwohner fühlen sich belästigt, können Kindergeschrei nicht ertragen, wollen Kinderlärm nur zu bestimmten Uhrzeiten oder am liebsten hinter Schallwänden. Immer weniger Menschen - so scheint es mir- mögen Kinder mit allem drum und dran. Mütter, die selbst jahrelang Kinder am Pupsen gehalten haben, empfinden Kinderlärm nun als Belastung. Verkehrte Welt. Die Idee, die Schlafzimmerfenster einfach zu schließen, scheint pervers zu sein: Wir brauchen Luft, wir brauchen Sauerstoff. Ob Luft und Sauerstoff verdreckt sind? Das interessiert uns nicht. Hauptsache die Kinder halten ihre Klappe.

Selbst in den Dörfern werden verdreckte Spielplätze sichtbar: Zigarettenkippen (auch einiger Eltern übrigens), Scherben im Sandkasten oder Katzenkot, Bierpullen und Getränkedosen (auch mancher Eltern übrigens), Unrat, wohin das Auge schaut . Eigeninitiativen von Bürgern nach dem Motto: WIR misten den Saustall aus, wenn es die Kommunen schon nicht tun; denn wir lieben Kinder, findet man selten. Oh ja, wir haben ganz andere Probleme.

Immer mehr verkehrsberuhigte Zonen werden eingerichtet, aber nicht kontrolliert. Was nutzt die Zahl 30 in hellsten Lettern, wenn mit 60 darübergedonnert wird? Wo sind die schweren Blumenkästen, die zum Abbremsen zwingen? Zunächst schreit die Feuerwehr: Wir kommen nicht durch oder nicht schnell genug durch. Dann meutern die Anwohner: Wir müssen im Dunkeln zu sehr aufpassen. Lieber duldet man es, dass Kinder trotz 30er Zone nicht mehr vor der Haustür spielen können.

Mütter mit mehr als drei Kindern werden als "Wurfmaschinen" gebranntmarkt und er, der Papa, hinter der Hand als "Rudi Rammler" beschimpft. Ne ne, das Bild der Großfamilie, in der ein Mitglied des anderen Vergnügen aber auch Last trug, ist nicht mehr interessant. Wozu haben wir denn Altenheime?

Auch die Steuergesetzgebung bestraft Eltern: Was als Kindergeld ausgespuckt wird, bekommen die Sozialhilfe- oder Hartz4-Empfänger durch die Hintertür wieder einkassiert. Und die Kindergeldhöhe können Eltern wirklich nicht als Dank dafür empfinden, dass sie gegen das Aussterben des Landes einen kleinen Beitrag leisten. Dazu ist kein Geld mehr da.

Jetzt könnte man Eltern mit Kindern wenigstens verbilligten Wohnraum zur Verfügung stellen. Aber wir wissen es längst: Geld für den sozialen Wohnungsbau ist seit Jahrzehnten nicht mehr ausreichend vorhanden. Und wenn die Eltern notgedrungen in Mietskasernen unterkommen wollen, wird ihnen entweder vom Makler freundlich die Tür vor den Latz geknallt oder sie werden spätestens beim Einzug von meuternden Nachbarn belästigt.

Es gibt Zahlen, die eindeutig unsere Kinderfeindlichkeit belegen: Statistische Angaben. Ihnen muss man glauben, ob man will oder nicht. Demnach leben 20% der Kinder, also jedes 5., also 20 von hundert Kindern in Armut.

http://www.dksb.de/CONTENT/SHOWPAGE.ASPX?CONTENT=459&TPL=0

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armutsstudie-von-bertelsmann-belegt-benachteiligung-von-kindern-a-1032892.html

Das ist die nackte Wahrheit.

Der Kinderrechtschützer Dierk Schäfer aus Bad Boll dokumentier in seinem Blog ebenfalls viele Fälle von Kindervernachlässigung und Nichtbeachtung:

https://dierkschaefer.wordpress.com

Und wenn die Kinder, die seitens vieler Eltern, etlicher Jugendämter und einiger Heime eine vermurkste Kindheit erleben und sie eines Tages alt werden, erfahren sie auch kaum Hilfe. Wer soll das bezahlen?

So könnte man Seite für Seite füllen. Aber auch diesen Beitrag liest niemand. Kinder? Nicht unser Bier!

Ich meine: Wir verkommen mehr und mehr zu einem Kinder-Hasser-Land.

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