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Lisa P. will sterben – Sozialamt Wetter verweigert immer noch Behindertenassistenz

Posted on September 2 2017

In meinem Blog-Eintrag „Sozialamt Wetter und Ennepe-Ruhr-Kr. verweigern Schwerbehinderter Behindertenassistenz“ vom 09. Februar 2017 habe ich bereits auf das Schicksal und lange Leiden von Lisa P. Aufmerksam gemacht. Hier noch einmal das Wichtigste zur Erinnerung, bevor Lisa P. gestorben ist:

Auch Lisa P. profitierte davon. Allerdings wurde sie vor 2 Jahren schwer krank und stand vor lebensbedrohenden Operationen. So sagte sie ihrer Schwester: Schmeiß die Unterlagen weg, ich sterbe doch bald. Sie starb nicht, im Gegenteil: Ein guter Freund verhalf ihr zu einem guten Neustart ins weitere Leben. Heute ist sie glücklich und fast wieder selbstständig. Sie möchte mehr am Leben in der Gesellschaft teilnehmen. Aber das verhindern das Sozialamt Wetter und der Fachbereich Gesundheit und Soziales des Ennepe-Ruhr-Kreises.

Zunächst herrscht kollektiver Gedächtnisverlust im Sozialamt Wetter. Pflegegeld für Lisa P.? Daran erinnerte man sich nicht. Wohl auch nicht der damalige Sozialamtsleiter. Oder wurde er gar nicht gefragt? Akten? Nach so langer Zeit? Neeeeein. Alle vernichtet. Nun gibt es die Möglichkeit der „Glaubhaftmachung“. Zeitzeugen von Lisa beispielsweise erinnern sich sehr wohl an diese Geldleistungen. Aber das gilt bei der Stadt Wetter überhaupt nichts.

Und so wurde ein Antrag auf Behindertenassistenz für eine schwerstbehinderte alte Dame vom Ennepe-Ruhr-Kreis, Fachbereich s.o., vom Tisch gefegt.

Nach der Erkrankung von Lisa P. wurden von ihrem Vertrauten zahlreiche Anträge gestellt. So ein Antrag auf Grundsicherung und einer auf Behindertenassistenz. Die Behindertenassistenz gab es nicht. Dafür gab es „Freizeitassistenz“ und das in Form von einer monatlichen Geldzahlung über 430 €. Man flüsterte ihr, sie hätte noch Anspruch auf weitere 104 € wegen „eingeschränkter Alltagskompetenz“ aus der Kasse der Pflegeversicherung, aber das war ein Schuss in den Ofen. Dieses Geld beansprucht nämlich der Pflegedienst. So kann mit 430 € 43 Stunden monatlich eine „Freizeitassistentin“ bezahlt werden. Dies entspricht jeweils 2 x 5 Stunden Assistenz in der Woche. Von der Schwere ihrer Behinderung her haben andere körperbehinderte Menschen längst Behindertenassistenz rund um die Uhr.

Übrigens: Nach Mitteilung über eine plötzliche Gürtelrose an das Sozialamt wollte man ihr glatt die Gelder für die Freizeitassistenz kürzen. Nun brauche sie ja nicht mehr so viel Freizeit.

Lisa P. ist inzwischen 83 Jahre alt. Ihre Schwester 80. Der ständige Hinweis des Vertrauten der Frau P. auf die schwere Erkrankung dieser Schwester geht dem Sozialamt Wetter am Auspuff vorbei. Die Schwester ist seit Jahren krebskrank und wird von Zeit zu Zeit therapiert. Das zehrt an den Kräften. Und so ist die Schwester an manchen Tagen kaum einsatzfähig. Macht nichts! Die Devise heißt: Ausbeuten, ausbeuten, ausbeuten. Und damit Geld sparen.

Was lernen wir daraus? Die Sozialbehörden helfen, wo immer sich ihnen die Gelegenheit bietet – ihren Behördenleitern, Geld zu sparen.“

Zum aktuellen Stand:

Lisa P. hat total abgebaut. An manchen Tagen ist sie nicht ansprechbar. Sie schläft sehr viel, möchte nichts essen und trinkt viel zu wenig. Inzwischen wird sie palliativ therapiert. Immerhin hat sie ein hühnereigroßes Geschwür im Magen. Dieses ist inzwischen inoperabel. Sie ist auf die tägliche Anwesenheit ihrer Schwester angewiesen. Zur nächtlichen Betreuung die Hausärztin in einem Attest: „Eine kontinuierliche Betreuung der Patientin aufgrund des o.g. Krankheitsbildes ist unumgänglich.“

Hilfsbereite Frauen stehen ihr nachts zur Seite. Aber das kann ihnen nicht immer kostenlos zugemutet werden. Allerdings sind die finanziellen Mittel der Krankenkasse, beispielsweise für Verhinderungspflege, inzwischen ausgeschöpft. Die einzige Lösung: Sie erhält endlich die Behindertenassistenz, die bereits vor 2 ½ Jahren beantragt wurde.

Ab heute Abend muss Lisa P. wieder ohne Betreuung schlafen. Den Knopf für den Hausnotruf kann sie jedoch nicht mehr betätigen. Vielleicht will sie ihn auch nicht mehr drücken.

Lisa P. will sterben.

Lisa P. will sterben – Sozialamt Wetter verweigert immer noch Behindertenassistenz
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